Montag, 27. Juli 2009

Jeder Denkende weiß ...

"Jeder Denkende weiß, daß er immer wieder an Dinge kommt, die ganz einfach, ja banal erscheinen, deren scheinbare Banalität aber nur die Kehrseite ihrer Tiefe und Bedeutungsfülle ist."Romano Guardini

Auf meinen Blog klingt es fast so, als würden wir hier ständig nur Ausflüge machen. Was die freien Wochenenden im Monat betrifft, ist das auch so. Ansonsten ist die Arbeit hier eben auch („nur“) Alltag. Und es ist eine ganz eigene Mischung aus Zusammenleben und Zusammenarbeiten. Wir sind weniger verbunden als eine Familie, aber mehr aufeinander angewiesen als eine bloße WG. Schwierigkeiten einzelner mit- oder untereinander haben schnell Auswirkungen auf das ganze System. So hatten wir hier im Juni kommunikationstechnisch bedingt eine nicht ganz so einfache Zeit. Vieles davon lässt sich nicht wirklich gut beschreiben, aber es hat mich doch sehr zum Nachdenken angeregt, auch gerade darüber, was für eine Rolle und wie ich sie in diesem Gefüge hier spiele.

Im Zusammenhang damit haben mich auch einige nahezu philosophischen Fragen beschäftigt. Das Witzige ist, sie klingen dermaßen abstrakt, aber haben mit meinem Alltag soviel zu tun ...
Und sie sind so alt (und banal, wie oben beschrieben), dass sie sich jeder bestimmt schon mal gestellt hat (und gemerkt hat, dass es eben keine Antwort darauf gibt), aber trotzdem eben manchmal auch so akut, dass man sich mit ihnen auseinandersetzen muss.
Auf den Punkt gebracht: Was ist eigentlich die (objektive) Wahrheit, was ist Realität?
Und wie finde ich innerhalb
lauter subjektiver Wahrnehmungen zu einem eigenen Standpunkt, wenn alles, was ich zur Verfügung habe, mein eigener Filter subjektiver Wahrnehmungen anderer ist. Wie sehr können etwaige Motive eine Wahrnehmung prägen?
Und wem kann ich vertrauen (in seiner Urteilsfähigkeit), wenn doch jeder von eigenen Motiven überlagert und in seinem Denken und Handeln durch sie bestimmt ist?
Wie sehr wird alles, was ich selbst für richtig halte, durch meine Motive eingefärbt?
Wie mache ich mich davon frei?
Und wenn ich das nicht kann, wie gehe ich damit um?

Was für den einen gerade gut ist ist für den anderen gerade vielleicht genau das Falsche.
Wie kann man dann aber überhaupt miteinander kommunizieren, sich verstehen und gegenseitig bereichern, wenn man doch ständig in so unterschiedlichen Wirklichkeiten steckt?

Wie können Menschen (in einem Kloster oder anderswo) zusammenleben, wenn jeder an einer ganz anderen Baustelle baut.
Wie kann man sich geg
enseitig überhaupt verstehen?

Vieles davon gelingt ja eigentlich ständig, aber wo es scheitert, braucht man sich nicht wirklich wundern.

So, hiermit konntet Ihr ein wenig Teil haben an meiner Gedankenwelt von Ende Juni. Warum das erst jetzt kommt? Weil ich mich gefragt habe, ob ich so etwas überhaupt schreiben soll. Und weil es dann erst in den Rundbrief sollte, der Euch in der nächsten Woche erreichen sollte, für den hab ichs dann aber als zu philosophisch befunden.

Und damit der Eintrag jetzt hier nicht ganz so trocken ist, hab ich für Euch noch ein Bild von einem etwas anderen Ampelmännchen ;-)

1 Kommentar:

  1. Die objektive Wahrheit gibt es nicht, wir sind Subjekte, also wird immer alles subjektiv sein, was wir von uns geben und wie wir unsere Umwelt um uns herum wahrnehmen. Natürlich gibt es Menschen, Organisationen, Institutionen die meinen die Wahrheit zu haben, doch ist es immer nur eine subjektive Wahrheit. Damit müssen wir umgehen, wenn ich das mal so subjektiv sagen darf, und damit will ich mich nicht lustig machen über deine Gedanken, sondern meine es ernst.
    Liebe Grüße
    vom frechen Zwerg

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