Nun ja, hier ist es nicht so wichtig, was ich tue, sondern was ich bin. Denn was ich tue, das könnte jede/r andere auch tun. Es ist nichts Besonderes und absolut ersetzbar, das lässt mir Spielraum dafür, es auf meine Art und Weise zu tun. So paradox das klingt, die Ersetzbarkeit macht es einmalig. Putzen, waschen, e-mails schreiben, einkaufen, ... das Alltägliche lässt mir Zeit für mich. Zeit, rauszufinden, was mich ausmacht, wie ich Dinge mache, welche Dinge mir wichtig sind, was bleibt, wenn ich keine besonderen Aufgabe habe.Mir bleibt auf alle Fälle meine Bewunderung für die Natur, für diese wunderbare Landschaft, dieses „Hach“-Gefühl, wenn die Worte fehlen und man nur staunen kann.
Mir bleibt (leider?) meine Nettigkeit, mit der ich schon so oft gehadert habe, die aber einfach untrennbar mit mir verbunden ist und mit der ich hier auf die Leute zugehe, auch wenn man mir sagt, dass ich auf die Dauer damit auf die Schnauze fallen werde.
Mir bleibt mein Spaß am Singen, am Musizieren.
Mir bleibt das Genießen, egal ob Sonnenschein, Essen, oder Begegnungen und witzige Situationen.
Ja klar, mir bleibt mein Humor, von dem ich noch nicht weiß, ob ihn hier jeder versteht oder auf Dauer aushalten kann ;-)
Mir bleibt meine Nachdenklichkeit, die mir nicht selten auch mal im Wege steht.
Und mir bleibt meine Lust darauf, Neues auszuprobieren, Leute kennenzulernen, immer wieder neu anzufangen. Dieses Hinter-mir-Lassen von etwas, das ich nicht mehr bin. Das bezieht sich sicher nicht auf die letzten Jahre, aber auf viele davor. Und nun zum Nachtisch. Nachtisch gibt es hier jeden Mittwoch- und Sonntagabend. Sonntags bei der gemeinsamen Rekreation mit den Mönchen und mittwochs mit den Gästen (solange noch welche da sind, das Gästehaus wird ja bald abgerissen). Mein Chef ist der absolute Nachtisch-Spezialist, das schmeckt nicht nur gut, sondern sieht auch immer super aus. Meine Nachtische (immer mittwochs) waren bisher eher nun ja interessant – apart – rustikal – mächtig. Immer genießbar aber wohl nie der Hit. Das lag zum Teil an den Vorgaben / Zutaten, zum Teil an meiner Verarbeitung. Ja und irgendwie ist das mit meinen Nachtischen wie mit dem, was ich aus meinem Leben so mache. Die Zutaten sind all meine Fähigkeiten, von denen es eine ganze Reihe gibt, die auch recht abwechslungsreich sind. Wie oft habe ich schon gesagt, ich kann so vieles, aber „nix gscheit“, oder gut genug, um es zu meiner Spezialität / meinem Beruf / meinem Markenzeichen zu machen. Und so ist mein Leben immer eine Mixtur dessen, was ich aus dem mache, was ich gerade parat habe. Das sind manchmal sehr frische Zutaten, manchmal schon etwas abgelaufene, manchmal nur etwas aus der Form geraten, manchmal winterlich eingeschränkt, dann wieder individuell zusammengewürfelt. Nicht selten gelingt mir etwas besser, wenn ich nicht nach Rezept koche, sondern wild drauf los kreiere, was aus dem Kühlschrankinhalt noch zu machen ist; meine (ehemalige) Mitbewohnerin kann das sicherlich bestätigen.
Das kann ich jetzt als Entschuldigung benutzen (ich hatte keine besseren Vorlagen, Zutaten, Gegebenheiten) oder als Entlastung sehen. Ohne Druck, ohne Vorgaben an Dinge rangehen. Ich werde dieses Jahr wohl noch vieles Neue angehen, über meinen ersten Schatten bin ich schon gesprungen, ich fahre Auto!! (Jaaaaa, Ihr habt richtig gelesen, ich war jetzt schon zweimal mit dem Jumpy unterwegs und er hat noch keine Macke mehr als vorher.)
Selten hab ich mich so frei gefühlt wie hier. Frei von was eigentlich? Frei einfach.
Einfach drauf los leben, in den Tag hinein, die Aufgaben stellen sich von selbst. Und die Möglichkeiten, meine Freizeit zu gestalten, ergeben sich ebenso. Wenn ich jetzt noch viele Möglichkeiten nutzen kann, das Land und seine Leute kennenzulernen, dann ...
Ich bin glücklich, einfach so, so einfach ist das. Wenn´s nur öfters so wär (oder so bleiben
würde).
Aber für jetzt ist es einfach so und das ist gut so.
Und damit entlasse ich Euch in die Nacht, Freunde!
Und denkt doch morgen mal „einfach so, so einfach ist das“.
P.S.: Der nächste Eintrag wird weniger melodramatisch, versprochen. Aber manche Gedanken bleiben einfach nicht gerne ungeteilt.